Fahrtenberichte

Bericht: Skitouren Freizeit auf die Heidelberger Hütte 16. - 19. März 2017

Für das 10. Jubiläumsjahr der Skitouren im SC Friedberg war das Highlight die erste Hüttentour. Unsere Basis war die auf 2264 Metern gelegene Heidelberger Hütte. Die im Fimbatal gelegene Berghütte liegt vis à vis zum Skigebiet Ischgl. Die Hütte befindet sich aber schon in der Schweiz.

Da der Zustieg zur Hütte von Ischgl aus ca. 5 Stunden Zeit in Anspruch genommen hätte, wurde die Variante der direkten Abfahrt vom Skigebiet gewählt. Bis aber die Skier angeschnallt wurden gab es noch einiges zu tun. Bei strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen traf sich die Gruppe auf einem Parkplatz am Ortsrand von Ischgl. Es galt noch fehlendes Material im Ort auszuleihen, die Sicherheitsausrüstung zu überprüfen, umziehen für die Abfahrt und einen möglichen ersten Aufstieg, das Gepäck für den Gepäcktransport abzugeben und sich die obligatorische Begrüßungsrede von Christian anzuhören, die die Freizeit offiziell eröffnet. Im Anschluss liefen wir zur Talstation und es ging los. Ziel war die Seilbahn auf die Val Gronda. Bis dahin sind einige Abfahrten in dem riesigen Skigebiet zu fahren was ein Zusammenhalten der Gruppe von 12 Personen nicht immer ganz einfach gemacht hat. Wir erreichten pünktlich den Lift, der 10 Minuten später die letzte Bergfahrt um 15:15 Uhr durchführte. Timing ist eben alles.

Oben angekommen ging es nun endlich los. Die LVS-Pieps Kontrolle wurde durchgeführt und wir verließen das gesicherte Skigebiet. Die Uhr zeigte 15:38 und manche sind vor über 5 Stunden in Ischgl angekommen. Dann hätten wir ja auch hochlaufen können ;-) Die Variantenabfahrt blieb ihrem Namen nicht immer treu und an vielen Stellen musste mit Stockeinsatz geschoben werden. Was unserem einzigen Snowboarder nicht gerade ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Dann war aber endlich die Hütte in Sicht. Da für den Samstag sehr unbeständiges Wetter gemeldet wurde entschied sich unser Tourenführer Christian noch spontan für einen kleinen Aufstieg. Die Felle wurden aufgezogen und wir stiegen 200 Höhenmeter in der wunderbaren Abendsonne auf. Im Vergleich zum recht homogenen Aufstieg zeigte die Gruppe in der Abfahrt doch deutliche Leistungsunterschiede. Schlussendlich kamen wir aber alle kurz vor 18 Uhr in der Hütte an. Bis zum Essen wurde die Zeit mit Nachbereitung verbracht. Nach dem Essen kam dann auch das Gepäck und wir bezogen unsere beiden 6’er Zimmer. In gemütliche Runde klang der Tag aus.

Der erste Blick aus dem Fenster zeigte, heute wird ein Spitzentag. Es blieb bei der am Abend festgelegten Tour auf den 3009 Meter hohen Piz Larain. Die Höhendifferenz betrugen 745 Meter. Jetzt zeigte sich der Vorteil einer Hütte, da ein elendig langer Zustieg entfällt. Kontinuierlich ansteigend ging es durch herrlich kupiertes Gelände. Das Panorama war durchgehend 5 Sterne Deluxe. Ohne nennenswerte Unterbrechung kamen wir gut voran. Die den meisten gut bekannten Co-Führer, Hecki und Nils, übernahmen im Wechsel die Führungsarbeit. Den Gipfel fast vor Augen verlangte das steiler werdende Gelände ein weitergehen zu Fuß mit den Skiern am Rucksack. Um 10:45 Uhr standen wir alle glücklich und zufrieden am Gipfel. Das tolle Panorama lud ein zur gemütlichen Gipfeljause. Die Sonne war zwar herrlich, doch der leicht auffrischende Wind kühlte einen recht schnell aus und wir bereiteten uns auf die Abfahrt vor. Die ersten Schwünge im steilen Gipfelgelände waren für Einige von uns eine echte Herausforderung. Doch hiervon ließ sich das Führerteam nicht aus der Ruhe bringen und jede Crux wurde gut gemeistert.
Da unklar war, ob tags darauf überhaupt noch eine Tour möglich ist, stand der Aufstieg auf einen zweiten Gipfel zur Wahl. Da aber alle mit diesem Tagesziel sehr zufrieden waren, und man für die zweite Tour fast bis auf Hüttenniveau hätte abfahren müssen, entschied man sich für Kaffee, Kuchen und Bier bei praller Sonne vor der Hütte. Somit ging es ohne Zeitdruck die wunderbar unverspurten Hänge bergab. Noch vor dem Erreichen der Hütte wurde ein Lawinen-Verschütteten-Suchtraining von Christian durchgeführt. Auch wenn der ein oder andere den Wunsch nach einem Cappuccino im perfekten Winteridyll nur ungerne nach hinten verschieben wollte, ist so ein Training absolut notwendig. Und während der Übung bezweifelt dann auch der Letzte die Notwendigkeit nicht mehr. Im Anschluss ging die Fahrt in einem Rutsch bis zur Hütte. Jetzt war noch sehr viel Zeit, den Tag ausklingen zu lassen.

Am dritten Tag zeigt der Blick aus dem Fenster allerdings ein anderes Bild. Es ist zugezogen, grau in grau und unter Windeinfluss fällt feuchter Schnee. Keine guten Voraussetzungen. Zum Glück hat sich die Nullgradgrenze nicht bis ganz hoch an die Hütte getraut. Naja, erstmal positiv denken und runter zum Frühstück. Übers Essen wurde noch gar nicht geredet. Die Verpflegung und Bewirtung an der Hütte war nämlich richtig super. Ob ein leckeres Abendessen mit soviel Nachschlag wie man möchte, oder das gute Hüttenfrühstück, bei dem das gleiche galt. Die Bedienungen waren alle sehr nett und der umtriebige Hüttenwirt hatte immer einen netten Spruch auf den Lippen.
Der Frühstücksraum war genauso voll wie tags zuvor, nur ging es wesentlich ruhiger zu, da bei bei dem Wetter keiner schnell raus auf die Tourenskier wollte. Erstmal abwarten und Tee trinken. Tatsächlich verbesserte sich die Lage bzw. die Sicht und Christian entschied sich zu einer kurzen Tour in unmittelbarer Nähe zur Hütte. So starteten wir in Richtung Piz Davo Sasse. Obwohl das Terrain vom Anreisetag her bekannt war, erschwerte die Sicht das Navigieren doch erheblich. Auf halber Strecke begann dann der Wind weiter aufzufrischen. Obwohl der Gipfel zum greifen nahe entschied sich Christian für einen Abbruch der Tour. Sicherheit geht vor. Der Wind war jetzt so stark, dass selbst Gegenstände wie Skistöcke oder Skier gut gesichert werden mussten. Das Abfellen, Umziehen und Vorbereiten für die Abfahrt bei Starkwind:  für viele eine neue Erfahrung. Ohne Sicht ging es wenig rasant und oftmals im Pflug bergab.
Der Rest vom Tag war geprägt von Dingen wie, Mittagsschlaf, Doppelkopf, Buch lesen, Schneemänner bauen oder Zweifel ob der vierte Cappuccino in Folge noch in Ordnung ist.

Der vierte Tag zeigte vom Wetter her das gleiche Bild wie der Samstag. Es war schnell klar, dass keine Tour möglich ist und nur noch die Abreise angetreten werden soll. Was einfach klingt, war alles andere als trivial und teils spektakulär. Die starken Niederschläge unter Windeinfluss vom Vortag und der Nacht in Kombination mit den warmen Temperaturen haben die Lawinensituation stark angespannt. Informationen, wann und ob es überhaupt heute nach Hause gehen kann, sind ungenau. Klar ist nur, dass uns wenn es losgeht, eine sehr lange flache Abfahrt mit sehr vielen Stellen zum schieben, bevorsteht. Unser Snowboarder ahnt bei dem nassen Schnee Böses. Nach Rücksprache mit dem Hüttenwirt starten wir dann um kurz vor neun als zweite Gruppe. Uns stehen über 13 km reine Fahrstrecke bevor. Nach gut der Hälfte der Strecke treffen wir auf den ersten Lift vom komplett gesperrten Skigebiet. Und dort ist dann auch erstmal Schluß. Wegen Sprengungen wird uns die Weiterfahrt untersagt. Nach einer halben Stunde im Nieselregen bekommen wir die Erlaubnis, in Dreiergruppen mit großem Abstand weiterzufahren. Regelmäßige sind Explosionen zu hören. Lawinen säumen unseren Weg oder wir beobachten an sicheren Sammelpunkten abgehende Lawinen. Nach über 1,5 Stunden sind wir aber alle sicher zurück in Ischgl.

Das Resümee der Teilnehmer und von Christian war sehr positiv. Fehlender Hotelkomfort wird durch Hüttenromantik ersetzt. Der Mehraufwand bei An- und Abreise zur Hütte wird kompensiert durch den direkten Einstieg in die Skitour. Das verbleibende Restrisiko auf der Hütte ist die Inflexibilität bei schlechten Tourenbedingungen. Aber das Risiko wird jeder von uns gerne wieder eingehen.

Text: Christian Spiegel