Fahrtenberichte

Bericht: 13.-17.02.2019 Genussskitouren im Sellrain (Österreich)

14.02. 2019 Tag des 'Powder-Schweins'
Freeride-Tag in Kühtai (2.020m)
Nach einer längeren, entspannten Anreise, ging es am Mittwoch bei blauem Himmel und angenehmen Temperaturen mit Liftunterstützung im Skigebiet Kühtai zum Tiefschneefahren ins Gelände. Also ohne Felle, aber mit kompletter Sicherheitsausrüstung. Unsere 'Powder-Schweine' Christoph und Christian führten uns unermüdlich in wunderbare Schattenhänge mit allerfeinstem Pulverschnee. Hammertag!
Am Abend stießen dann die Teilnehmer des Fortbildungskurses des Hessischen Skiverbandes im Hotel zu unserer Gruppe dazu.
 

15.02. 2019 Tag des unauffindbaren Rucksacks
Skitour zur Hinteren Karlesspitze (2.641m) / 920Hm / 9km
Zusammen mit den Teilnehmern der Fobi stiegen wir, vom Parkplatz unterhalb des Stausees, in Serpentinen durch den Wald auf. Wir waren nicht die einzigen Tourengeher und es war ganz ordentlicher Betrieb in der Aufstiegsspur und alle hatten es irgendwie sehr eilig. Kein Wunder bei dem perfekten Wetter.
Das sich anschließende Wörgetal bot überwiegend sanfte Hänge mit kurzen Steilstufen, die in Spitzkehren zu bewältigen waren. Vom Wörgetalsattel konnte, wer wollte, noch zum Gipfelkreuz der Hinteren Karlesspitze ohne Skier raufklettern. Der Rest hatte ausreichend Zeit genüsslich in der Sonne zu sitzen und das Panorama zu genießen.
Die Lawinenbedingungen waren entspannt. Die Abfahrt auf überwiegend nordseitigen Hängen durch das Wörgetal führten durch den allerfeinsten Pulverschnee.
Angeregt durch den ÜL-Kurs wurde kurz vor dem Waldstück noch die LVS-Suche geübt.
Für die Fobi-Teilnehmer wurde anschließend ein ganzer Rucksack im Schnee vergraben. Versehentlich ohne LVS-Gerät. Und der war dann erst einmal unauffindbar, obwohl der Suchbereich stark eingegrenzt werden konnte. Das machte sehr deutlich, wie wichtig ein funktionstüchtiges LVS-Gerät für das schnelle Auffinden eines Verschütteten ist und wie schlecht man sich ohne optische Hilfspunkte Stellen im Schnee merken kann.
Abends wurden sehr lange unter den Übungsleitern die unterschiedlichsten Tourenvorschläge für die nächsten Tage diskutiert. Berücksichtig wurden die Parkmöglichkeiten, Lage und die dazugehörigen Schneebedingungen, Schwierigkeitsgrad in Bezug auf die Gruppenteilnehmer etc.
Das machte deutlich, wie aufwendig und zeitintensiv eine gewissenhafte Tourenplanung ist.

16.02. 2019 Tag des einsamen Tales
Skitour zur Niederreichscharte (2728m) / 852HM / 14km
Der Einstieg in die Tour war über eine Loipe direkt links am Stausee, da dort Parkplätze vorhanden waren. Eine einsame Tour durch das Längental. Wir waren ganz allein!
Vor der Steilstufe wurde ein Blocktest durchgeführt, der darauf vertrauen ließ, dass keine praktischen Erfahrungen mit Lawinen zu erwarten waren. Zum Schluss ging es nochmals etwas steiler zur Scharte hinauf. Belohnt wurde man mit einem großartigen Blick über die Stubaier Alpen.
Abgefahren wurde wieder durch das Längental auf überwiegend schattigen Hängen im schönsten Tiefschnee. Anschließend wurde in Kühtai in der Sonne und mit Blick auf die Pisten der Koffeinspiegel wieder aufgefüllt.
 
17.02. 2019 Tag der bissigen Scharte
Skitour zur Wechnerscharte (2759m) / 890HM / 12,30km
Der Einstieg in die Tour war rechts auf der Langlaufloipe entlang der Staumauer. Wir folgten der Spur durch den Wald in das weite Mittertal. Wie auch schon bei den vorangegangenen Touren ging es eine ganze Weile ohne großen Höhengewinn durch eine wunderschöne Winterlandschaft, die immer wieder von kurzen Steilstufen unterbrochen wurde. Nach der Querung einer Flanke ging es wieder sehr steil bis zu einem ehemaligen Gletscherbecken hinauf. Hier konnte man bereits die Wechnerscharte und den Aufstiegsweg mit den unzähligen Spitzkehren einsehen. Einige aus der Gruppe entschieden, hier nicht weiter aufzusteigen und die stimmungsvolle Landschaft zu genießen. Die, die sich jedoch die stetig steiler werdende bissige Scharte hinauf wagten, laut Augenzeugen am Ende auch mit Hilfe von Gesangseinlagen angefeuert, wurden mit einem atemberaubenden Blick ins Längental (Tour vom Vortag) und auf die Stubaier Alpen belohnt.
Die Abfahrt bei steilen 40° Neigung ging über in das sanft abfallende Mittagstal und endete mit einigen kleinen Schiebepassagen wieder an der Langlaufloipe.
 
Und das Wetter? 4 Tage nichts als Sonne. Besser ging es nicht. Bei angenehmen 6°C rief uns trotz Rückfahrt und Fernpass im Nacken die wunderbare Terrasse der Dorfstadls direkt in Kühtai. Was für eine Kulisse. Man konnte sich nicht sattsehen.
 
Christoph und Christian, mit tatkräftiger Unterstützung von Christian Heck,waren wie immer umsichtige und geduldige Tourenführer. Die Touren waren landschaftlich großartig, technisch ausgewogen und mit schönen Abfahrten.
Durch die gleichzeitig stattfindende Fobi bekam man interessante Einblicke in die Anforderungen und Ausbildungsstandards im Skitouren-Bereich. Keine leichte Angelegenheit , aber ein Aufwand der sich lohnt. Abseits der Pisten den Zauber der Stille genießen und anschließend weite Schwünge durch das unberührte "Große Weiss" ziehen - Skibergsteigen, eine faszinierende alpine Disziplin.
 
Text: Alex Trapp